366 Geschichten: März 16

366 Geschichten

Der meteorologische Frühling hatte vor zwei Wochen angefangen. Der kalendarische Frühling sollte in rund einer Woche anfangen. Doch tatsächlich war heute schon Frühling. Zu mindestens gefühlt.

Draußen war es relativ warm. Das Thermometer zeigte am Morgen rund neun Grad. Zudem schien die Sonne. Es war nicht eine einzige Wolke am Himmel. Keine kleine und keine große Wolke. Der Himmel war strahlend blau. Doch die Radwege waren trotz des schönen Wetter nicht voll. Viele Radfahrer waren nicht unterwegs.

Dafür war die Bahn voll. Nicht die Straßenbahn. Der Zug war damit gemeint. Der Zug bestand aus drei Doppelstockwagen plus Endwagen und Lok. Die vielen Menschen, die mit der Bahn reisten, konnten sich also auf vier Waggons mit je zwei Etagen verteilen. Die Menschen taten es auch. Sie verteilten sich so gut es ging.

Plätze waren trotzdem noch frei. Nicht jeder Platz war belegt. Auf einem freien Zweier saß in der Regel nur ein Mensch. Neben ihn ein Koffer, eine Reisetasche oder ein Rucksack. Auf einen Vierer war es ähnlich. Meist saßen dort nur zwei Menschen. Oft gegenüber, manchmal auch nebeneinander. Manchmal war der Vierer aber auch nur zu einem Viertel belegt. Menschlich zu mindestens. Der Mensch führte zwar eine Tasche mit sich, doch trotz dieser hätten sich drei weitere Menschen auf den Vierer setzen können.

Dieser Vierer blieb nicht lange nur zu einem Viertel belegt. Der Zug fuhr von A nach B. Unterwegs hielt er an Haltepunkten und Bahnhöfen. Dort stiegen Personen aus. Dort stiegen Menschen ein. Darunter war auch eine junge schwarzhaarige Frau. Sie ging durch den Zug auf der Suche nach einem Sitzplatz. Ewig wollte sie nicht laufen. Schon im zweiten Waggon sah sie den Vierer, der nur zu einem Viertel belegt war. Die junge Frau nahm gegenüber dem anderen Mitreisenden Platz. Sie saß entgegengesetzt zur Fahrtrichtung. Sie fuhr rückwärts und mit ihr ihre schwarze Tasche. Die Tasche lag auf dem Sitz rechts neben ihr.

Die junge Frau konnte nicht ewig ihre Tasche auf einen Extraplatz lassen. Schon am nächsten größeren Bahnhof stiegen neue Menschen ein. Nur wenige Menschen stiegen aus. So wurde der Zug voller. Da die Neureisenden nicht stehen wollten, es noch freie Sitzplätze gab, wurde der Vierer vollkommen von Menschen belegt. Auch die Zweier, die nur zur Hälfte belegt waren, füllten sich. Viele der Zweier waren komplett von Menschen belegt.

Auf der Fahrt Richtung Endstation füllte sich der Zug weiter. Er wurde voller und voller. Nachdem der Zug Dreiviertel seines Weges zurückgelegt hatte, leerte sich der Zug langsam wieder. Viele Menschen erreichten ihr Ziel. Viele Menschen verließen den Zug und wurden durch weniger Menschen ersetzt.

Nach zwei Stunden erreichte der Zug sein Ziel. Nun leerte der Zug sich vollständig. Kein Mensch blieb mehr im Zug. Fast keiner. Ohne Lokführer konnte sich der Zug nicht bewegen, doch der Zug musste sich bewegen. Der Zug musste das Gleis frei machen. Andere Züge wollten auch am Bahnhof halten. An diesem Bahnsteig neue Reisende aufnehmen. So fuhr der Zug auf ein Abstellgleis. Erst dreißig Minuten später verließ der Zug das Abstellgleis wieder. Eine weitere Viertelstunde später sollte es zurückgehen. Dann konnte das Spiel wieder von vorne beginnen. Reisende stiegen ein und aus.

Diese Geschichte ist auch als Buch und eBook verfügbar.