366 Geschichten: November 27

366 Geschichten

Meine beste Freundin und ich waren viele Jahre Freunde. Die letzten Jahre waren wir beste Freunde. Wir berührten uns tausendmal. Nie haben wir uns dabei etwas gedacht. Für einander etwas gefühlt. Wir waren Freunde. Mehr nicht. Wir dachten auch nie, dass zwischen uns mehr sein sollte. Doch wir dachten falsch.

Vor einem Monat ließen wir einen Drachen steigen. Beim Einpacken funkte es. Wir wussten nicht warum. Wir wussten nicht, wie wir damit umgehen sollten. Das einzige, was wir wussten, wir mussten Abstand halten. Doch den hielten wir nicht lange aufrecht. Uns wurde klar, dass wir gegen unsere Gefühle nicht ankommen konnten.

Wir Beide wurden ein Paar. Erst einmal wusste keiner davon. Wir wollten erst einmal ausprobieren, ob es mit uns funktionieren konnte. So sagte sie ihren Eltern nichts. Ich sagte meinen Eltern nichts. Wir sagten unseren Freunden nichts. Wir genossen nur unsere gemeinsame Zeit.

Darunter fiel auch ein Besuch des örtlichen Weihnachtsmarktes. In diesem Jahr eröffnete er am siebenundzwanzigsten November. Noch vor dem ersten Advent. Wir waren einer der ersten. Gemeinsam Hand in Hand gingen wir.

Der Weihnachtsmarkt lag in der Innenstadt. Er war in einer Straße angesiedelt und hatte eine Länge von rund einem Kilometer. Einige Straßen kreuzten die Straße für den Weihnachtsmarkt. Darunter war auch eine Straße, die von der Straßenbahn genutzt wurde. Auf der einen Seite war der Weihnachtsmarkt rund einhundert Meter und auf der anderen Seite rund neunhundert Meter lang.

Den kleineren Teil besuchten wir zuerst. Doch das hätten wir uns sparen können. Dort gab es nur Imbissbuden und zwei Süßigkeitenstände. Andere Stände gab es auf dieser Seite nicht. So suchten wir den anderen Teil auf. Dort gab es natürlich auch Imbissbuden. Dort gab es auch Süßigkeitenstände. Ganz am Anfang gab es auch Eis. Meine geheime Freundin konnte nicht widerstehen. Sie müsste ein Eis essen. Sie konnte gar nicht anders. Allerdings bekam sie kein Bananeneis. Kugeleis gab es an diesem Stand nicht. Es gab nur Softeis in den Sorten Vanille, Erdbeere und Schoko. Sie wählte das Schokoeis. Ich sollte auch eines wählen, doch ich tat es nicht. Mir war es zu kalt. Es waren zwar immer noch knapp zehn Grad Celsius. Doch für mich war es einfach zu kalt. Zwanzig Grad Celsius und Eis essen war in Ordnung. Doch zwanzig Grad waren dieses Jahr nicht mehr zu erreichen.

Meiner Freundin war es egal. Sie konnte selbst bei Minustemperaturen Eis essen. Sie konnte frieren, trotzdem aß sie ein Eis. Da konnte keiner sie überreden oder daran hindern. Auch ich nicht.

Während meine Freundin ihr Schokoeis schleckte, gingen wir weiter. Wir sahen uns die weiteren Stände an. Dort wurden Schals und Mützen angeboten. Auch Tassen, Gläser und Porzellan war dort zu kaufen. Meine Freundin und ich kauften nichts. Es war nichts Interessantes für uns dabei.

Auch die Kinderkarussells ließen wir links liegen. Wir waren keine Kinder mehr. Wir werden vielleicht irgendwann einmal Kinder haben. Aber das ist eine andere Sache. Auch die Eisbahn am Ende ließen wir aus. Dafür fuhren wir mit dem Riesenrad. Wir drehten nur eine Runde und genossen die Aussicht von oben. Glücklicherweise war es ein kleines Riesenrad. Glücklicherweise wehte der Wind nicht, sonst hätte ich einige Probleme gehabt. Schließlich hatte und habe ich Höhenangst. Zum Glück gab es auf dem Weihnachtsmarkt kein Kettenkarussell. Damit wäre ich sehr ungern gefahren. Doch meine Freundin hätte mich wohl dazu gebracht. Das wäre ja nicht das erste Mal und auch nicht das letzte Mal. Da bin ich mir sicher.

Diese Geschichte ist auch als Buch und eBook verfügbar.