Titus: Repetitiv

Namenswelt: Titus

Es waren noch zwei Minuten bis es klingelte, als alle Ihre repetitive Geschichte abgegeben hatten. Ich packte schnell alles ein und ging in das Lehrerzimmer, um meine Tasche zu verstauen. So konnte ich Punkt neun Uhr fünfunddreißig unten auf dem Hof sein. Heute war ich mit der Pausenaufsicht dran. Es passierte rein gar nichts. Keine Streitereien und auch keine Prügeleien. Bis zehn vor zehn, denn da konnte ich eine kleine Prügelei sehen. Gut, eine richtige Prügelei war es nicht. Ich sah nur wie Hildrun auf den Boden fiel. Scheinbar wurde sie von Luithild gestoßen. Warum? Keine Ahnung, dafür gab es ein kleines Verhör.

Beide mussten mit mir ins Sekretariat. Während Hildrun verarztet wurde, nahm ich mir Luithild vor. Sie musste genau erzählen, was vorgefallen war:

Hildrun sagte, meine weiße Jacke wäre geklaut. Ich erwiderte, dass das gar nicht stimmen würde, sie wäre ja nur neidisch auf so eine schöne weiße Jacke. Dann legte Hildrun aber noch nach, und sagte, dass meine Hose doch auch geklaut wurde und stinken würde ich auch noch. Das wollte ich nicht auf mich sitzen lassen, und sagte, dass das auch nicht stimmen würde und schubste Sie dabei. Sie kann doch nicht so etwas behaupten, da muss ich mich doch wehren.

Ich meinte, sie musste sich nicht handgreiflich wehren. Aber das wollte ich erst später klären. Es kam schon oft vor, dass eine Schülerin dies erzählte, eine andere das. Es könnte auch hier der Fall sein, so wollte ich noch Hildrun dazu befragen, denn die Aussage von Luithild hatte ich. Sie konnte nun wieder auf den Schulhof gehen. Ob die Sache noch ein Nachspiel hatte oder nicht, konnte und wollte ich noch nicht entscheiden. Nun war Hildrun dran. Verarztet war sie. So schilderte sie nun Ihre Variante:

Luithild kam zu mir, und wollte wissen, warum ich schon wieder Ihre Hausaufgabe als meine ausgab. Ich sagte ihr, das würde ich gar nicht machen. Ich mache meine Hausaufgaben immer alleine. Sie solle lieber aufpassen, was Sie sagt. Sie würde doch ihre Hausaufgaben immer von anderen abschreiben. Da sagte sie, ich solle nicht von mir auf andere schließen. Nur weil ich faul wäre, konnte ich es mir nicht erlauben, ihre Hausaufgaben als meine auszugeben. Ich sprach, dass sie doch einen Vogel haben würde. Ich würde nicht Hausaufgaben abschreiben und das wollte Luithild nicht wahr haben. Sie bezeichnete mich als Lügnerin und schubste mich.

Nun stand ich vor einem Problem. Ein Ereignis wurde von zwei Schülerinnen komplett anders erzählt. Nur eines war in beiden Erzählungen gleich. Luithild schubste Hildrun, so dass sie auf den Boden fiel. Aber was sollte ich nun machen, um die Wahrheit herauszufinden?

Es musste ein dritter Zeuge her. Ich fand ihn. Besser gesagt ich fand sie. Eine Schülerin hatte zwar nicht den gesamten Streit mitbekommen, aber zu mindestens das Ende. Ihr Ende klang genauso wie das Ende von Luithild. Hildrun musste also gelogen haben. Es war weder in Ordnung, dass Luithild Hildrun schubste. Es war aber auch nicht in Ordnung, dass Hildrun Luithild beleidigte und mich angelogen hatte. Bei Luithild beließ ich es bei einer Ermahnung. Beim nächsten Mal würden Konsequenzen folgen. Bei Hildrun sah die Sache anders aus. Dort lud ich die Eltern zu einem Gespräch ein. Es könne ja nicht sein, dass ihre Tochter andere beleidigt und die Lehrer anlügt. Aber egal, das Gespräch würde erst in einigen Tagen folgen. Bis dahin beobachtete ich Luithild und Hildrun immer genau. Nicht das es noch einmal dazu kommen sollte.

Diese Geschichte ist auch als Buch und eBook verfügbar.