366 Geschichten: August 08

366 Geschichten

Ich bin Rentner. Ich muss nicht mehr arbeiten. Ich kann machen, was ich möchte. Ich kann aufstehen, wann ich will. Ich kann essen, was ich möchte. Ich sehe fern, wann ich es will.

Morgens stehe ich immer um sieben Uhr auf. Das ist schon seit Jahren so. Später bin ich noch nie aufgestanden. Höchstens als kleines Kind. Seit dem Teenageralter bin ich aber immer zwischen sieben Uhr und sieben Uhr dreißig aufgestanden. Dann habe ich gefrühstückt.

Heute esse ich zum Frühstück immer drei Brotscheiben. Eigentlich bin ich ein Fan von Weißbrot, welches in einer ovalen Form gebacken wird. Die Weißbrote in Kastenform mag ich nicht. Heutzutage schmeckt das Weißbrot auch nicht mehr so wie früher. Schwarzbrot ist mir inzwischen lieber. Dabei wechsele ich immer wieder die Sorte. Mal gibt es Roggenbrot, mal Mischbrot.

Ich esse natürlich kein trockenes Brot. Auf das Brot kommt zuerst Butter. Dann kommt auf die Butter Marmelade. Mal ist es Himbeermarmelade. Mal schmiere ich Pflaumenmus darauf. Ab und zu gibt es auch Erdbeermarmelade.

Zum Mittag gibt es heutzutage immer warmes Essen. Früher war dies anders. Heute mache ich mir zum Mittag Nudeln. Manchmal auch Bratkartoffeln. Es gibt aber auch Kohlrouladen oder Grießbrei. Jeden zweiten Tag gibt es etwas anderes. Manchmal wiederholt es sich im Monat, mal nicht.

Abends gibt es bei mir dann wieder Brot. Doch diesmal schmiere ich mir keine Marmelade aufs Brot. Abends kommt wie am Morgen zuerst Butter aufs Brot. Dann hole ich Wurst aus dem Kühlschrank und belege damit meine zwei Brotscheiben, die ich abends esse. Es ist nicht immer die selbe Wurst, die bei mir aufs Brot kommt. Mal ist es Kochschinken. Mal Leberwurst. Manchmal auch Salami. Ich wechsele die Wurstsorten mindestens einmal in der Woche.

Ab und zu gibt es abends keine Wurst. Das liegt nicht nur daran, dass ich auswärts esse. Ab und zu gehe ich in ein Restaurant. Nein, manchmal habe ich keine Lust auf Wurst. Manchmal gibt es Tage, da esse ich abends wie morgens Marmelade.

Dies war auch gestern der Fall. Beim Schmieren meiner Brote wurde ich aber gestört. Es klingelte keiner an der Tür. Keiner wollte sich Milch oder Zucker ausborgen. Ich wurde von einigen Fliegen geärgert.

Die Fliegen hatten es auf mein Marmeladenbrot abgesehen. Sie wollten es unbedingt probieren. Ich war noch mit der zweiten Brotscheibe beschäftigt. Ich versuchte die Fliegen zu verscheuchen und schnellstmöglich ins Wohnzimmer zu gegen. Dort genoss ich immer mein Abendbrot.

Doch gestern konnte ich es nicht. Die Fliegen wurden zu aufdringlich. Ich änderte meine Taktik. In der Küche gab es eine Fliegenklatsche. Ich nahm sie mir ganz vorsichtig und langsam. Die Fliegen versammelten sich neben meinem Marmeladenbrot. Ich schlug zu. Ich traf die Fliegen. Es waren insgesamt sieben Stück.

Sieben Fliegen erschlug ich auf einen Streich. Ich dachte eigentlich, dass ich alle erwischt hatte. Dass ich alle im Müll entsorgt hatte. Doch dem war nicht so. Eine Fliege musste überlebt haben.

Woher ich das weiß? Am heutigen Morgen nervte mich wieder eine Fliege. Diesmal war es nur eine. Es war deutlich leichter, die eine Fliege allein mit der Fliegenklatsche zu treffen. Ich traf sie auch. Ich entsorgte sie und wusch mir die Hände. Dann genoss ich in der Küche mein Frühstück. Ganz allein und in Ruhe.

Diese Geschichte ist auch als Buch und eBook verfügbar.