Die Weihnachtsgeschichte 03

Goldbärchi: Die Weihnachtsgeschichte

Der grüne Goldbärchi konnte nicht lange schlafen, denn um einundzwanzig Uhr hörte er einen gewaltigen Krach. Erst wusste er nicht, was es war. Er sah sich um, stand sogar auf, und verließ den Platz vor dem warmen Kamin. Er schaute rechts, er schaute links. Eine Quelle für den Krach hörte er nicht. Doch er begann den Krach als Stimme wahrzunehmen.

„Grüner Goldbärchi“ hörte der grüne Goldbärchi in einem bedrohlichen Ton. Er bekam leicht Angst. Wer sprach da seinen Namen. Er konnte doch niemanden sehen. Und das stimmte anfangs. Doch dann erschien ein weiterer Geist.

Als dieser vor dem grünen Goldbärchi stand, fragte der grüne Goldbärchi, wer der Geist sei. Der Geist antwortete, er sei der Geist der Gegenwart und würde dem grünen Goldbärchi jetzt die Weihnachtszeit zeigen, die es dieses Jahr geben wird.

„Nein! Ich kenne diese schon!“ sprach der grüne Goldbärchi. „Meine Angestellten werden heulend zu Hause sitzen, weil Sie Ihren Arbeitsplatz verloren haben. Schließlich bekamen Sie bei mir genug Geld für ihre Arbeit.“

„Ach wirklich?“ fragte der Geist der Gegenwart. „Dann sollte ich Dich wohl vom Gegenteil überzeugen. Lass uns zu einem deiner Angestellten gehen“ sprach der Geist, packte den grünen Goldbärchi und verschwand durch das Fenster.

Beim Angestellten angekommen, konnte der grüne Goldbärchi sehen, dass keiner traurig war. „Endlich bist Du weg von diesem Geizhals“ sprach eine Frau, die scheinbar die Ehefrau des Angestellten war. Deren Kinder stimmten mit ein. „Oh ja, Du hast immer so fleißig gearbeitet und hast nur einen Hungerlohn dafür bekommen. Jetzt suchst Du Dir neue Arbeit, die besser bezahlt ist.“

Der grüne Goldbärchi glaubte seinen Ohren nicht, er solle einen Hungerlohn zahlen? Er zahlte den Lohn, den sie verdienten. „Undankbares Pack“ schimpfte er. „Ach, Du meinst, Du zahlst ihnen genug?“ erwiderte der Geist der Gegenwart. „Aber sicher!“

„Und warum gibt es dann hier nur eine kleine winzige Gans als Weihnachtsessen? Sollte sie nicht größer sein, wenn Du genug Lohn zahlen würdest“ sprach der Geist der Gegenwart. „Ach sei Du ruhig“ erwiderte der grüne Goldbärchi. „Vom Geschäftsleben verstehst Du doch sowieso nichts.“

„Das mag sein, aber dafür verstehe ich etwas von Menschlichkeit, von Weihnachten. Ist das nicht wichtiger als Goldmünzen?“ sprach der Geist der Gegenwart. „Papperlapapp, ohne Goldmünzen hätte man kein Dach über den Kopf. Hätte man weder Essen noch Trinken. Selbst Kleidung hätte man da nicht!“ erwiderte der grüne Goldbärchi. „Aber bist Du glücklich? Deine Angestellten scheinen es zu sein, obwohl Du ihnen gekündigt hast“ entgegnete ihm der Geist der Gegenwart.

„Aber sicher bin ich glücklich. Ich habe ein Dach über den Kopf. Habe Essen und Trinken. Bin warm angezogen. Nur Du störst. Willst Du nicht wieder gehen und mich in Ruhe lassen?“ sprach der grüne Goldbärchi.

„Dies wird geschehen. Doch lass mich Dir noch zeigen, was aus dem hellroten Goldbärchi wurde, den Du heute fortgejagt hast“ erwiderte der Geist der Gegenwart. Sprach es und nahm den grünen Goldbärchi zum stadteigenen Krankenhaus mit. Dort konnte der grüne Goldbärchi sehen, dass der hellrote Goldbärchi verarztet wurde und ein Krankenbett für die nächsten Tage bekam.

Der grüne Goldbärchi konnte sich keinen Reim machen, was passiert war, doch der Geist der Gegenwart antwortete nicht. Er sprach nur, der grüne Goldbärchi solle dem orangen Goldbärchi und seiner Familie zu hören, die allesamt im Krankenhaus waren.

„Ach, hättest Du doch bloß nie bei diesem Geizhals angefangen. Unser Kind wäre nicht von einem Auto angefahren worden. Unser Kind könnte mit uns Weihnachten feiern. Stattdessen muss er hier im Krankenhaus bleiben. Am liebsten würde ich ihn verfluchen“ sprach die Mutter vom hellroten Goldbärchi.

Der grüne Goldbärchi fragte, ob er die Gegenwart ändern könne, doch der Geist der Gegenwart verneinte. „Die Zukunft kannst Du ändern, doch die Vergangenheit und die Gegenwart nicht“ sprach er. Ängstlich fragte der grüne Goldbärchi „weißt Du, wie die Zukunft aussehen wird. Sag es mir, bitte“. Abermals verneinte der Geist der Gegenwart. Er sei nur der Geist der Gegenwart und nicht der Geist der Zukunft. Doch dieser würde schon bald dem grünen Goldbärchi erscheinen. Er könne auf ihn warten, doch der Geist der Gegenwart müsse nun gehen.

Das tat der Geist der Gegenwart auch und der grüne Goldbärchi war kurz darauf wieder in seinem Zimmer, wo das Kaminfeuer noch immer loderte.