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Titus Schulgeschichten III 05 (Früher war alles besser)
In der Schule lernen die Schüler und Schülerinnen Wissen. Sie lernen das Lesen, das Schreiben und das Rechnen. Die Schülerinnen und Schüler lernen aber noch mehr. Sie lernen zu malen. Sie lernen zu musizieren. Sport steht auch auf dem Stundenplan. In späteren Jahrgangsstufen stehen weitere Fächer auf dem Plan. Dazu zählen unter anderem Englisch, Biologie, Physik und Chemie.
In allen Fächern sollten die Schüler und Schülerinnen ruhig sein. Sie sollten den Unterricht nicht stören. Oft muss eine Lehrkraft die Schülerinnen und Schüler immer wieder ermahnen. Nicht immer gelingt es. Es hängt dann von der einzelnen Lehrkraft ab, für Ruhe zu sorgen.
In der Sekundarstufe Zwei herrscht in der Regel Ruhe. Ermahnungen gibt es hier seltener. Das ist auch kein Wunder. In Deutschland gibt es eine Schulpflicht. Wer nach der zehnten Klasse seinen Abschluss hat, kann der Schule Lebewohl sagen. Eine Pflicht zum Abitur gibt es nicht. Zu mindestens von offizieller Seite gibt es diese Pflicht nicht. Eltern können dies ja anders sehen.
Oft höre ich von den Kolleginnen und Kollegen, dass es in der ersten Sekundarstufe schlimm ist. Da sagen die Lehrkräfte oft den Satz „Früher war alles besser!“ Doch war das so?
Ich kann mich noch an meine Schulzeit erinnern. Viel besser als heute war es nicht. Heute reden die Schüler teilweise im Unterricht. Das haben wir früher auch getan. Da gibt es keinen großen Unterschied. Die Lautstärke ist meiner Meinung nahezu identisch.
Es gab früher allerdings noch nicht so viel Technik. Smartphones gab es früher nicht. Das hat sich wirklich geändert. Heute versuchen die Schüler ihr Smartphone zur Kommunikation zu nutzen. Das tun sie auch im Unterricht. Früher haben wir eher Zettel geschrieben und sie heimlich anderen Schülern oder Schülerinnen überreicht.
Früher haben wir auch Spicker genutzt, die aus Tinte und einem Blatt Papier bestanden. Manche Schülerinnen und Schüler machten auch ihre Spicker auf die eigene Haut. Sie schrieben sich wichtige Notizen in die Handinnenfläche oder auf dem Arm. Die Handinnenfläche konnte die Lehrkraft kaum erkennen. Mit ein bisschen Schweiß verwischte das Geschriebene. Der Spicker war kaum noch erkennbar - und unbrauchbar. Der Spicker am Arm konnte durch einen Pullover verdeckt werden. Trug der Schüler oder die Schülerinnen einen Pullover im warmen Sommer, dann steckte mehr dahinter.
Ich habe es in meiner Zeit als Lehrkraft einmal erlebt, dass ein Spicker auf den Unterarm gemacht wurde - im Sommer. Das kam mir schon etwas komisch vor. Der Schüler fiel im Winter immer wieder damit auf, dass er mit T-Shirt und Winterjacke unterwegs war. Die anderen Schülerinnen und Schüler trugen noch einen Pullover. Er nicht. Wenn dieser Schüler schon im Winter keinen Pullover nutzte, brauchte er es im warmen Sommer auch nicht tun. Ich ließ mir den Unterarm zeigen. Der Schüler konnte sich jetzt entscheiden: Entweder ich nehme jeweils ein Band und befestige den Pulloverärmel so, dass er nicht mehr weggeschoben werden konnte oder der Schüler bekam eine Sechs.
Der Schüler versuchte sich anfangs noch rauszureden. Als ich ihm dann drohte, gleich eine Sechs zu geben, lenkte er ein. Ich nahm zwei Bänder und zurrte den rechten und linken Pulloverärmel an den rechten und linken Arm fest. Dann konnte der Schüler an dem folgenden Test teilnehmen. Ich passte natürlich auf, dass die Bänder dort blieben, wo sie waren. Nach dem Test konnten die Bänder wieder ab. Während ich die Bänder abmachte, ermahnte ich den Schüler. Beim nächsten Mal gäbe es keine Bänder. Dann würde es wegen Betrugsversuch gleich eine Sechs geben. Dieser Schüler kam nie wieder mit einem Pullover in meinem Unterricht. Ende gut, alles gut?