Theater

Theater

Es ist Mittwochabend. Englische Woche in der Bundesliga. Heute sollte das große Spiel steigen. Heute sollte vielleicht schon die Vorentscheidung in der Meisterschaft fallen. Das wollten sich viele Männer nicht entgehen lassen. Sie hatten die Wahl, das Spiel zu Hause anzusehen, oder in einer Kneipe. Viele Männer wählten die Kneipe. Dort wurde das Spiel live übertragen und dazu gab es Männergesellschaft und Bier. So verließen einige Männer gegen halb Acht das Haus, um sich das Spiel anzusehen. Zwei dieser Männer kamen am städtischen Theater vorbei.

Mann1: Theater, was ist das schon?

Mann2: Ein Wort!

Mann1: Echt?

Mann2: Ja, sogar mit zwei Silben.

Mann1: Mit zwei Silben?

Mann2: Ja, The-a. OK mit drei. Mann kann sich ja mal verrechnen.

Mann1: Sollte Mann aber nicht.

Mann2: Wieso?

Mann1: Na, wie stehen wir denn jetzt vor den Frauen da?

Mann2: Keine Ahnung. Vielleicht aufrecht mit zwei Beinen auf dem Boden?

Mann1: So meinte ich das nicht.

Mann2: Wie dann?

Mann1: Na, wie klingt denn das, wenn Frauen zu uns sagen würden, wir können nicht rechnen?

Mann2: Können wir doch auch nicht.

Mann1: Nicht?

Mann2: Na rechnest Du damit, wenn Du mit deiner Frau wieder Essen gehen möchtest, dass Sie sagt, Sie hätte nichts anzuziehen?

Mann1: Ehrlicherweise ja.

Mann2: Wirklich?

Mann1: Ja! Ich lebe mit meiner Frau schon Jahre zusammen, da habe ich mich daran gewöhnt. Obwohl Sie zwei Kleiderschränke hat, sagt Sie immer wieder, Sie hätte nichts anzuziehen.

Mann2: Zwei Kleiderschränke?

Mann1: Ja! Ne halt, seit gestern sind es ja schon drei. Dazu kommen dann noch zwei Schuhschränke.

Mann2: Drei Kleiderschränke und zwei Schuhschränke?

Mann1: Ja. Das ist doch noch recht wenig. Meine Exfreundin hatte sogar fünf Kleiderschränke und vier Schuhschränke. Für jeden Anlass einen Schuh. Montags im Sommer zum Kino Schuh Eins. Dienstags im Sommer zum Kino Schuh zwei. Und so weiter.

Mann2: Sie teilte Ihre Schuhe in Jahreszeiten und Ausgehanlässe auf?

Mann1: Nicht nur das! Im Sommer konnte es ja auch kalt, warm oder heiß sein. Es konnte die Sonne schein, bedeckt sein, regnen, hageln oder stürmen.

Mann2: Also wirklich für jeden Anlass einen Schuh?

Mann1: Ja.

Mann2: Aber dann gab es doch kein Theater mehr wegen den Schuhen, oder?

Mann1: Doch!

Mann2: Doch?

Mann1: Ja. Es ist ja schließlich ein Unterschied, ob man um Neunzehn Uhr Acht oder Neunzehn Uhr Sechs aus dem Hause geht.

Mann2: Echt?

Mann1: Ja!

Mann2: Oh, Mann. Da habe ich ja mit meiner Frau noch einiges vor.

Mann1: Ja, hast Du. Du bist ja auch erst seit einem Jahr verheiratet. Ich schon seit sieben.

Mann2: Du wirst schnell die Macken der Frauen kennenlernen.

Mann1: Es gibt mehrere?

Mann2: Ja, klar! Sag mal, Du hast von Frauen wohl keine Ahnung, oder?

Mann1: Na ja, muss ich davon eine Ahnung haben? Sie sind doch sowieso ein Rätsel für uns Männer. Oder willst Du sagen, Du weißt, warum Frauen nie alleine auf die Toilette gehen?

Mann2: Nein, weiß ich nicht. Muss ich aber auch nicht. Mir kann es doch egal sein, warum Sie nie alleine gehen. Mich interessiert es ja auch nicht, was Frauen alles in der Handtasche haben. Wenn es aber um einen neuen Schuhschrank geht, interessiert es mich schon.

Mann1: Wieso?

Mann2: Na, weil ich ihn bezahlen und aufstellen muss. Wobei mit Aufstellen wird es langsam echt eng.

Mann1: Wieso?

Mann2: Na ja, wir leben ja nicht in einer Villa. Das weißt Du ja. Der Platz ist also begrenzt. Jetzt schon stehen Schränke ohne Ende in unserer Wohnung. Noch ein Schuhschrank passt nicht bei uns rein.

Mann1: Na, da hoffen wir mal, das es so ist und ich so etwas nie erleben werde.

Mann2: Du wirst es erleben. Damit kannst Du zu hundert Prozent rechnen. Keine Frau verhält sich da anders. Aber das ist jetzt auch egal. Gleich sind wir in der Kneipe und da müssen wir nicht darüber reden.

Mann1: Stimmt! Da gucken wir lieber, wer gewinnt. Dein Verein, oder meiner.

Mann2: Oder keiner.

Mann1: Vielleicht auch das. Na wir werden es sehen.

Mann2: Ja, das werden wir.