Verlorene Kreativität

Allgemein

Er: So jetzt habe ich keine Idee mehr. Keine einzige. Warum nur? Gerade jetzt brauche ich eine Idee, weil ein Kunde ein neues Design für seine Internetseite haben möchte. Aber mir fällt überhaupt nichts ein. Nicht ein bisschen. Warum nur? Ich hatte in den letzten Tagen doch immer so viele Idee, von denen ich nur wenige – aus zeitlichen Gründen - umsetzen konnte. Ach, wenn ich mich doch nur an die nicht umgesetzten Idee erinnern könnte, da würde ich bestimmt auch eine Idee bekommen, wie ich die Internetseite vom Kunden gestalten könnte.

Plötzlich vernimmt er von der linken Schulter eine Stimme und glaubt einen Teufel zu sehen.

Teufel: Tja, das kommt davon, dass Du so viele Ideen nicht umgesetzt hast. Sie wollen sich an Dich rächen.

Er: Wer bist Du denn? Ich glaub, ich spinne! Jetzt sehe ich schon einen Teufel, der mit mir spricht. Das ist doch alles nur ein Traum, oder? Hilfe! Holt mich hier raus, ich will wieder wach sein!

Plötzlich erscheint auf seiner rechten Schulter ein Engel.

Engel: Nein, es ist kein Traum. Wir sind real. Nur blöderweise erzählt keiner von uns. Auch deine Nachbarn und Freunde und Familienmitglieder und so kennen uns. Sie haben aber immer Angst davon zu erzählen, weil Sie meinen das wäre nicht normal. Dabei ist es normal, dass es Engel und Teufel gibt. Jeder Mensch hat einen davon. Der Engel, der schöne, das Gute, bin ich und mein Widersacher ist der Teufel. Er ist böse, fies und gemein. Mit ihm wirst Du im regen stehen, mit mir Im Sonnenschein.

Er: Meinst Du.

Engel: Das meine ich nicht nur, das ist auch so! Wir Engel sind immer die Guten. Oder hast Du schon einmal von einen bösen Engel gehört?

Teufel: Stopp, Stopp, Stopp mal! Willst Du damit sagen, dass jeder Teufel böse ist und jeder Engel gut? Noch nie etwas von schwarzen Schafen gehört?

Engel: Aber klar, mein lieber Teufel. Doch Du wirst mir Recht geben, dass wir keine Schafe sind. Wir sind Phantasie-Objekte.

Teufel: Ha! Jetzt haben wir es: Engel sind gar nicht so gut, wie sie uns glaubhaft machen wollen. Hast Du nicht gesagt, dass wir Beide normal sind. Phantasie-Objekte sind doch nicht normal, die sind irreal!

Engel: Und wieso können wir uns mit ihm unterhalten? Wenn wir nicht real wären, würde es doch gar nicht gehen.

Teufel: Ganz einfach: Wir können mit ihm reden, weil er träumt. Und im Traum ist doch alles real. Wie soll man auch im Traum erkennen können, was real und was nicht real ist.

Er: Jetzt widersprichst Du Dir aber!

Teufel: Wieso?

Er: Na, Du sagst, dass man im Traum nicht erkennen kann, was real und was nicht real ist. Gleichzeitig behauptet Du aber, dass im Traum alles real ist. Ja, was den nun? Real oder nicht real. Das ist hier die Frage.

Engel: Tja, das wird der Teufel Dir nicht sagen können, denn ein Teufel ist ja nicht nur böse, fies und gemein. Er sollte auch nicht klug sein.

Teufel: Ooohh! Das ist eine fiese Unterstellung!

Engel: Nein, das ist die Wahrheit! Und nichts als die Wahrheit, so war mir Gott helfe.

Teufel: Gott soll Dir helfen? Also da sieht man doch, dass nicht ein Teufel dumm ist, sondern ein Engel. Du hast doch sicherlich bemerkt, dass er nicht religiös ist. Da kannst Du doch nicht Gott ins Spiel bringen.

Engel: Tue ich doch auch nicht. Wir spielen nicht, wir kämpfen um unsere Stellung. Ich meine, wir Engel sind die Besten, die Guten, die Schlauen. Ja und ein Teufel kann nur fies, hässlich, dumm und gemein sein.

Teufel: Boah! Jetzt willst Du mir auch noch unterstellen, dass ich hässlich bin? Das kann es ja nicht geben. Wir müssen wirklich hier in einen Traum sein.

Engel: Na und? Das macht doch keinen Unterschied. Du hast doch selbst gesagt, dass im Traum alles real ist.

Er: Jetzt hört auf zu streiten. Ihr seid ja schlimmer als Kleinkinder. Engel, von Dir hätte ich gedacht, dass Du nett bist, aber Du scheinst den Teufel ja immer zu beleidigen. Da kannst Du nicht im Ernst behaupten, Ihr Engel wäret immer die Guten. Und überhaupt ...

Noch bevor er seinen Satz vervollständigen kann, rüttelt seine Mutter an ihn, und spricht, dass er aufstehen müsste. In einer Stunde müsste er doch beim Bewerbungstest sein, um einen Ausbildungsplatz als Mediengestalter zu ergattern.

So erhebt er sich von seinem Schreibtisch, an dem er in der Nacht eingeschlafen war. Er schaltet seinen Computer aus, und macht sich frisch für den Tag und den Bewerbungstest.