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366 Kindergeschichten: April 26
Es war einmal ein Kobold, der Konrad hieß. Konrad war nicht irgendein Kobold. Er war ein Kobold, der nicht irgendwo lebte. Konrad lebte an einem ganz speziellen Ort und war nicht immer zu sehen. Nur nach dem Regen war er sichtbar. Er war nur dann sichtbar, wenn auf den Regen die Sonne folgte.
Konrad lebte an einem Regenbogen. Das einzige, was Konrad an Nahrung brauchte, war Licht und Wasser. Das Wasser konnte er allerdings nur aufnehmen, wenn die Sonne schien. Andernfalls musste Konrad hungern. Wenn er hungerte, wurde Konrad unsichtbar. Wenn er etwas zu essen bekam, wurde er wieder sichtbar.
Doch Konrad lebte nicht nur einfach so am Ende des Regenbogens. Konrad hatte eine Aufgabe. Er beschützte eine Schatzkiste. Was in dieser war, wusste er nicht. Es war ihm auch nicht erlaubt, diese zu öffnen. Wenn er dies machen sollte, würde er sterben. Das stand so auf der Kiste. Genauer gesagt stand dort "Darf nicht vom Beschützer geöffnet werden. Andernfalls droht das Ableben!"
Konrad öffnete nie die Schatzkiste. Was beim Öffnen passieren würde, dass wusste er nicht. Vielleicht stimmte die Warnung. Vielleicht aber auch nicht. Jemand in der Nähe, der die Kiste öffnen konnte, gab es nicht.
Doch Konrad hatte eine Idee. Ab und zu schrieb er Bücher. Er schrieb aus lauter Langeweile. In einem der Bücher schrieb er von einem Schatz, der am Ende des Regenbogens lag. Dieses Buch verlor er "zufällig" irgendwo auf der Welt. Konrad hoffte, dass jemand das Buch finden würde. Derjenige würde das Ende des Regenbogens aufsuchen. Derjenige konnte die Kiste öffnen.
Doch es war gar nicht so leicht, jemanden zu finden. Jemand, der das Buch fand. Jemand, der das Buch las. Jemand, der das Ende eines Regenbogens aufsuchte. Nein, nicht irgendeines Regenbogens. Es gab viele Regenbögen. Konrad war nicht der einzige Kobold, der am Ende eines Regenbogens lebte. Er war ein Kobold unter vielen. Jemand musste das Ende seines Regenbogens aufsuchen und finden. Nur dann konnte Konrad erfahren, was in der Schatzkiste war.
Konrad wartete viele Jahre. Dann sollte der Tag endlich kommen. Zwei junge Drachen machten sich auf den Weg, Konrads Regenbogenende aufzusuchen. Hermine und Jakob - so hießen die Drachen - liefen anfangs. Später flogen sie. Nach einer Stunde erreichten sie das Ende vom Regenbogen, an dem Konrad lebte.
Die beiden Drachen waren erstaunt, als sie Konrad sahen. Davon stand in dem Buch nichts. Dort stand nur etwas von einem Schatz. Konrad stimmte zu. Er wollte nicht selber im Buch stehen. Wer in dem Buch las, dass es dort jemanden gab, hätte sich vielleicht nicht auf den Weg gemacht. Nein, das war Konrad zu gefährlich. Ein Schatz musste als Motivation ausreichen.
Für Hermine und Jakob reichte es aus. Sie wollten von Konrad erfahren, was in der Kiste war. Doch er konnte es nicht sagen. Konrad wusste es nicht. Die beiden Drachen fragten warum. Konrad zeigte auf das Schild. Hermine und Jakob verstanden. Sie öffneten selber die Kiste und was fanden die Beiden?
War es Gold? Nein. Waren es viele Süßigkeiten? Nein. Waren es ein paar Süßigkeiten? Nein. In der Kiste waren auch keine Spielzeugsachen. In der Kiste war eigentlich nichts. Nur Luft und ein Zettel.
Auf diesem Zettel stand "Entschuldigung. Die Süßigkeiten haben das Mindesthaltbarkeitsdatum erreicht. Die Süßigkeiten sind nach diesem Tag leider nicht mehr genießbar. Ich habe sie in den Müll geworfen. War das richtig so? Meine Eltern kann ich nicht mehr fragen. Ich kann auch leider keine neuen Süßigkeiten kaufen, da mir das Gold fehlt. Hast Du mal einen Euro? Mit freundlichen Grüßen ein Kobold."
Die Drei sahen traurig aus. Sie hatten sich mehr erhofft. Die beiden Drachen flogen nach Hause. Der Kobold war nun frei. Es gab nichts mehr, dass er beschützen konnte. So ging der Kobold in die weite Welt. Ob er jemals die Drachen wiedersah? Keiner weiß es. du vielleicht?