Eine magische Geschichte: 12 Auf der Frankenburg

Eine magische Geschichte

Der Oberelf betrat das Schloss, welches Frankenburg genannt wurde. Den Raum, den er betrat war relativ dunkel. Die Fenster spendeten etwas Licht. Wären sie geputzt gewesen, wäre es in diesem Raum sicherlich heller. Mit den Spinnweben aber konnte kaum Licht in die Empfangshalle kommen. Auch die wenigen Kerzen brachten nicht zu viel Licht. Vor allem jetzt nicht.

Da sich das Schlosstor wegen dem Oberelfen öffnete, kam ein Windstoß und ließ einige Kerzen sogleich erlöschen. Das eine Kerze erlosch, musste der Schlossherr - das Skelett mit dem Kürbiskopf - bemerkt haben. Das Skelett kam eine Treppe herunter und wunderte sich, warum einige Kerzen erloschen waren. Es hatte nicht bemerkt, dass an dem Schlosstor geklopft wurde. Das dieses geöffnet wurde und jemand hereinkam.

So war das Skelett etwas überrascht, als es den Oberelfen sah. "Oh, ich habe Besuch. Das ist aber selten" sprach das Skelett mit dem Kürbiskopf. "Das ist wohl auch logisch" erwiderte der Oberelf. Das Skelett verstand nicht, was der Oberelf damit meinte und fragte nach. Der Oberelf präzisierte seine Aussage. "Es ist logisch, dass Du selten Besuch hast."

Wieder einmal verstand das Skelett nicht allzu viel und fragte wieder einmal nach.

Wieder einmal antwortete der Oberelf. "Na ja, erstens: Jemand, der Dich besuchen möchte, muss erst einmal durch den Wald. Durch den dunklen, großen Wald. Das dauerte schon seine Zeit, diesen zu durchqueren. Gäbe es so eine Art Kutschenverkehr, der den Besucher durch den Wald fahren würde, hättest Du sicherlich mehr Besucher."

Das Skelett verstand diesmal die Aussage vom Oberelfen und fragte, ob es noch mehr Gründe gäbe, warum es so selten Besuch bekäme.

Der Oberelf sprach "na ja, selbst wenn es jemanden gäbe, der den Wald passiert hätte, er würde am Schlosstor klopfen, und dann? Er müsste ein Rätsel lösen. Normal würde der Bewohner des Schlosses die Tür öffnen, allenfalls würde er fragen, wer da sei. Ein Rätsel aufgeben ist aber keine gute Lösung. Zumal es einen Fehler hat."

"Wieso" fragte das Skelett mit dem Kürbiskopf.

"Na ganz einfach: Es wird nach einem Wort gefragt, welches das Schlosstor öffnet. Sesam öffne Dich ist doch aber kein Wort, es sind drei Wörter. Wie soll ein Besucher darauf kommen. Ich hatte Glück, das richtige Wort oder besser gesagt den richtigen Spruch zu nennen. Jemand anderes hätte vielleicht nicht so viel Glück."

Das Skelett verstand, doch der Oberelf war noch nicht fertig.

"Und selbst wenn jemand es bis ins Schloss geschafft hätte, ein zweites Mal wiederkommen würde er bestimmt nicht."

Da das Skelett ein fragendes Gesicht zeigte, erklärte der Oberelf, was er mit dem letzten Satz meinte. Das Schloss könnte eine Reinigung gut vertragen. Überall würde es staub geben. Überall Spinnweben. Der Oberelf hätte zwar nur die Empfangshalle gesehen, doch die weiteren Räume würden sicherlich genauso aussehen.

Das Skelett mit dem Kürbiskopf wollte sich verteidigen. Dies sehe doch schön aus. Schön gespenstisch. Das Skelett fragte, ob der Oberelf das nicht schön finde. Dieser antwortete "natürlich nicht! Wenn ich mich gruseln möchte, dann wäre es schön. Aber wann möchte ich mich schon freiwillig gruseln?"

Das Skelett war etwas traurig und doch auch etwas glücklich. Jetzt ahnte es, warum es fast nie Besuch bekam. Es lag nicht daran, dass es nicht gemocht wurde. Es lag an dem Wald, am Schlosstor und an der Sauberkeit. Dagegen konnte etwas getan werden.

Der Oberelf überlegte kurz und sagte dann ja. Er hatte eine Idee. Doch bevor er diese dem Skelett mitteilen wollte, musste erst einmal der Weihnachtsmann her. So fragte, der Oberelf das Skelett, ob er den Weihnachtsmann entführt habe.

Das Skelett bejahte es. Es war so allein. Fast nie kam Besuch. Das Skelett wurde offensichtlich nicht gemocht. Der Weihnachtsmann hingegen schon. Also entführte er den Weihnachtsmann und wollte erfahren, warum er gemocht wurde. Warum das Skelett nicht gemocht wurde.

Doch der Weihnachtsmann konnte keine Antwort geben. Der Weihnachtsmann sah auch den Wald nicht. Musste das Tor nicht öffnen. Sah die Empfangshalle nicht. Da die Augen des Weihnachtsmannes verbunden waren, konnte der Weihnachtsmann auch nichts - oder besser gesagt kaum etwas - sehen.

Der Oberelf sprach, gibst du den Weihnachtsmann frei, so helfe ich Dir, dass auch Du Besucher kommst. Das auch Du geliebt wirst, wenn auch nur einen Tag. Das Skelett versprach es und brachte den Oberelfen zum Weihnachtsmann.

Diese Geschichte ist auch als Buch und eBook verfügbar.