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Titus Schulgeschichten III 10 (Ich kann schneller gehen als dass ich bleibe)

Namenswelt: Titus' Schulgeschichten

Manche Schüler und Schülerinnen können einem echt Leid tun. Das liegt nicht so sehr daran, dass ihre Noten schlecht sind. Das liegt auch nicht so sehr an deren Eltern. Wobei die Eltern ein Teil des Problems sind.

Nehmen wir zum Beispiel Christoper. Er ist jetzt kein Superschüler. Er bringt selten Einsen nach Hause. Meist sind es Zweien und Dreien. Eine Vier bekam er auch schon einmal. Fünfen und Sechsen hatte er nicht bekommen - zu mindestens an unserer Schule nicht. Ob das an anderen Schulen anders war, weiß ich nicht.

Ich weiß aber, dass Christopher erst seit diesem Jahr an unserer Schule war. Hoffnung, auch im nächsten Jahr hier zu sein, hatte er nicht. Das sprach er immer wieder an. Genauer sagte er „Ich kann schneller gehen als dass ich bleibe!“

Natürlich wollte ich wissen, warum Christopher das sagte und was er damit genau meinte. Christopher war selten länger als ein Jahr an einer Schule. Seine Eltern zogen jedes Jahr um. Jedes Jahr ging es in eine andere Stadt.

Christopher erzählte, dass seine Eltern immer nur einen Jahresvertrag bekämen. Jedes Jahr mussten sie wieder nach einem neuen Job suchen. Die lukrativen Jobs gab es immer in einer anderen Stadt. Da Christopher noch minderjährig war, musste er mit. Er konnte nicht bleiben.

Christopher begann keine Beziehungen aufzubauen. Er suchte sich keine Freundin. Christopher suchte sich auch keine Freunde. Es machte keinen Sinn. Spätestens nach zwölf Monaten war Christopher wieder weg. Vielleicht war es nur die Stadt nebenan. Vielleicht war es aber auch eine Stadt am anderen Ende von Deutschland.

Am Anfang suchte sich Christopher noch Freunde. Am Anfang hatten seine Eltern noch einen längerfristigen Arbeitsvertrag. Als das Unternehmen dann pleite ging, mussten sich Christopher’s Eltern eine neue Arbeit suchen. Zu der Zeit war Christopher in der vierten Klasse. Nach der vierten Klasse zogen seine Eltern das erste Mal um. Christopher musste sich von seinen Freunden verabschieden. Er sagte ihnen und anderen Bekannten Lebewohl.

In der fünften Klasse suchte sich Christopher wieder neue Freunde. Er dachte nicht daran, nach zwölf Monaten wieder umzuziehen. Er dachte der Umzug wäre einmalig. Das dachten seine Eltern auch. Sie wussten ja, dass ihr Arbeitsvertrag nur für ein Jahr galt. Eine Verlängerung war theoretisch möglich. Praktisch geschah es aber nicht. Am Ende der fünften Klasse musste sich Christopher von seinen neuen Freunden wieder verabschieden. Es stand wieder ein Umzug an, da seine Eltern einen neuen Job hatten. Der Job war wieder einmal in einer anderen Stadt.

In der sechsten Klasse fragte Christopher seine Eltern, wie lange sie diesmal bleiben werden. Christopher’s Eltern wussten es nicht. Ein Jahr war gewiss. Ob es auch länger sein konnte, dass wussten sie nicht.

Christopher suchte sich in der sechsten Klasse keine neuen Freunde. Das war auch gut so, denn ein Schulwechsel stand so oder so an. Christopher wechselte allerdings nicht nur die Schule, sondern auch die Stadt. Dasselbe geschah dann auch in der Klassenstufe Sieben, Acht und Neun.

Jetzt war Christopher in der zehnten Klasse angekommen. Da Christopher und seine Eltern das Ziel hatten, dass Christopher Abitur machen sollte, wechselte er in der Sekundarstufe immer auf ein Gymnasium. Eine zweite Fremdsprache belegte Christopher seit der siebenten Klasse. Französisch wurde an vielen Gymnasien angeboten. Wenn es kein Französisch gab, musste Christopher ein anderes Gymnasium wählen.

Eines ist gewiss: Christopher wird an dieser Schule seinen Abschluss machen. Es wird nicht der letzte Abschluss sein. Nach Christopher's Zehnte-Klasse-Abschluss wird das Abitur dran sein. Es ist noch nicht sicher, ob Christopher das Abitur hier macht oder an einer anderen Schule. Drücken wir Christopher die Daumen, dass er nicht noch einmal umziehen muss, dass der Arbeitsvertrag seiner Eltern nicht nach einem Jahr endet. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.

Veröffentlicht

15.11.2023

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