Zwei Herzen

Songgeschichte: Zwei Herzen

Zwei Herzen schlagen in meiner Brust. Ich hab es eigentlich schon immer gewusst. Und uneigentlich bilde ich es mir nur ein, aber auch das muss ja mal sein. Schließlich kann es ja nicht angehen, dass man sich immer nur ausbilden kann. Es muss auch möglich sein, dass wir uns etwas einbilden. Aber darum soll es hier gar nicht gehen. Hier soll es um mein Herz gehen, oder besser gesagt meine zwei Herzen.

Wie ich darauf komme, dass ich zwei Herzen habe? Ganz einfach: Ich liebe die Nacht und den Tag. Ich gehe gerne durch die ruhige und stille Nacht. Keine Autos, die mich übersehen, während ich die Straße überquere. Keine Menschen, die sich laut mit sich selbst auf der Straße unterhalten und mir keinen Blick schenken. Doch ich liebe auch den Tag. Wenn die Sonne scheint, springt das Glück in mir wie verrückt. Zu der Zeit hat das Pech keine Chance, mich einzunehmen. Und auch die Menschen um mich herum stören mich nicht. Vor allem die süßen Männer, die ich immer sehe. Ich mag es, wenn Sie mich ansehen. Vor allem dann, wenn Sie mir in meine Augen schauen. Aber wohin sollen Sie mir sonst sehen? Ich bin nicht so groß, dass Sie einen Blick von unten riskieren könnten. Dafür bin ich eindeutig zu klein.

Meine kleine Größe mag ich und auch nicht. Während das eine Herz sich darüber freut, würde sich das andere freuen, wenn ich größer bin. Beides aber hat seine Vorteile. Wenn ich so klein bleibe, wie ich bin, kann ich schnell untertauchen und mich verstecken. Wer mich dann sucht, braucht eine halbe Ewigkeit mich zu finden. Das hat zweifelsfrei seine Vorteile. Wenn ich mal meine Ruhe vor allen anderen haben möchte, kann ich mich leicht verkriechen. Größer zu sein, wäre aber auch nicht schlecht. Wäre ich größer, könnte ich mir deutlich mehr Respekt verschaffen. Da bin ich mir sicher.

Zu mindestens, wenn ich meinem rechten Herzen folge. Dies ist sich in allem sicher. Wenn Armors Pfeil mal wieder traf, ist sich dieses Herz sicher, dass mein Partner für mich perfekt ist. Die Liebe würde ewig halten. Ich würde viele Kinder bekommen, und das wären nur die schönsten von Allen. Mein anderes Herz hingegen ist sich immer unsicher. Ich geh jetzt über die Straße. Nein, doch nicht, da kommt ein Auto. Jetzt aber. Nein, da kommt ein Fahrrad. So geht das dann den lieben langen Tag. Die Devise lautet: Bloß nicht zu weit nach Vorne wagen, es könnte ja etwas passieren. Auch wenn das Herz nicht weiß, was.

Aber das ist relativ normal. Während das eine Herz meint, alles zu wissen, glaubt das Andere nichts zu wissen. Das Herz weiß weder, welcher Tag heute ist, noch wann es Essen gibt. Es weiß auch nicht, ob heute Frühlingsanfang ist oder nicht. Es kann auch nicht sagen, wann der Sommer beginnt, wann der Herbst endet und wann der Heilige Abend ist.

Aber das ist ja ganz normal. Seit wann können Hunde denn einen Kalender lesen. Einen Kalender, auf denen die Tage und Monate stehen. Wir Hunde können auch keine Uhr lesen. Wie spät es wann ist, wissen wir nicht. Wir sehen zwar, wann es dunkel ist und wann nicht. Doch wie spät es ist, ob nun ein Uhr oder Drei. Wir wissen es nicht. Müssen wir auch nicht. Es reicht, wenn unser Herrchen oder Frauchen es weißt. Zu mindestens bilden wir uns ein, dass Sie es wissen müssen. Aber ob Sie es auch wissen? Wir wissen es nicht, doch das macht ja auch nichts. Wissen ist Macht und nichts wissen macht nichts, oder?