Der heilige Abend

Weihnachten

Heute ist der Tag, auf den sich alle Kinder schon fast zwölf Monate freuen: Der heilige Abend. Jedes liebe Kind wird heute vom Weihnachtsmann besucht und erhält ein Geschenk.

Fünf Minuten vor sechzehn Uhr stehen die sieben Rentiere mit dem Schlitten und dem Sack voller Geschenke bereit. Die große Elfe geht trotz Ihres Hustens noch einmal zum Weihnachtsmann, um sich auch zu vergewissern, dass der Weihnachtsmann die richtige Weihnachtskleidung anhat. Anschließend geht sie mit dem Weihnachtsmann zum Schlitten, der sich kurz vor sechzehn Uhr in die Luft erhebt und durch ein Loch in der Schneedecke Menschenluft schnuppern kann.

Es hat begonnen zu schneien. Die Schneearmee machte ihre Arbeit so gut, dass der Weihnachtsmann kaum sein erstes Rentier vor dem Schlitten sehen konnte. Nur Dank der roten leuchtenden Nase von Rudolph sah er halbwegs etwas. Als es dann fünf Sekunden vor Sechzehn Uhr war, hielt der Schneemann die Zeit an und flog in die Berge. Dort hatte er um sechzehn Uhr einen Termin. Jedes Jahr war eine andere Berghütte dran. Dort blieb er eine halbe Stunde und machte sich um sechzehn Uhr dreißig zur zweiten Berghütte auf.

Danach waren dann die anderen teile der Erde dran. Der Weihnachtsmann reiste von Haus zu Haus. Manchmal steigt er durch den Kamin ins Haus, manchmal geht er auch durch die Tür. Manchmal steht ein Kind vor dem Weihnachtsmann, manchmal nicht.

Bernhard wird heute nicht vor dem Weihnachtsmann stehen, denn er bekommt kein Geschenk. Da sein Vater arbeitslos wurde, fristlos gekündigt wurde, wusste Bernhard schon seit Samstag, dass er sein Spielzeug nicht bekommen wird. Bernhard war traurig, doch dafür konnten seine Eltern ja nichts.

Auch wenn er keine Geschenke bekam, seine Mutter erhielt ein Geschenk von Bernhard. Sie freute sich über das Bildpuzzle, dass Bernhard im Kunstunterricht bastelte. Sie umarmte ihn und bedankte sich für dieses Geschenk. Seine Mutter fing sogleich an, das Bild zu puzzeln, und war fast fertig, als es klingelte.

Ezra Rosenstrauch – der Bernhards Vater vorgestern fristlos gekündigt hatte – stand vor der Tür. Doch seine Hände waren nicht leer. Dank des Geistes der Gegenwart wusste er, dass sich Bernhard einen Spielzeugkran wünschte und brachte diesen mit. Doch das war nicht alles. Er nahm die Kündigung zurück, spendierte sogar eine Lohnerhöhung und hatte auch einen Truthahn dabei. Dieser wurde von Bernhards Mutter noch schnell für das Abendessen zubereitet und man lud Ezra Rosenstrauch ein, am Essentisch Platz zu nehmen.

Doch Ezra Rosenstrauch verneinte. Er hätte eine Einladung von seiner Schwester bekommen und wolle dort Weihnachten feiern. So verabschiedete er sich auch gleich wieder und wünschte noch ein fröhliches Fest. Als er bei seiner Schwester ankam, war die Verwunderung groß. Mit ihm hatte keiner gerechnet. Trotzdem durfte er in das Haus einkehren und verbrachte dort ein herrlichen Heiligen Abend.

Auch anderswo kehrten Leute in ein Haus. Wobei man zugeben muss, dass das Haus groß war. So groß, dass es Schloss genannt wurde. Darin lebten seit Ewigkeiten einige Geister, die sich vom Weihnachtsmann neue Bewohner wünschten. Doch diese neuen Bewohner gab es nicht wirklich.

Es waren Besucher, die eine Nacht im Geisterschloss gewonnen hatten. Sie kamen um siebzehn Uhr ins Haus und erlebten vorerst ein fröhliches Fest. Es gab Wiener, Bouletten und Kartoffelsalat zum Abend. Selbst Geschenke wurden nach dem Esse verteilt. Doch dann schlug die weihnachtliche Geisterstunde.

Ab achtzehn Uhr spukten die Geister des Schlosses, was das Zeug hielt. Bis in die Nacht hatten sie so richtig Spaß und das beste daran, es sollte jedes Weihnachten neue Besucher kommen. Doch das war noch nicht genug. Jedes Wochenende sollten Besucher kommen, die sich das Schloss ansahen und eine Nacht mit geistern verbringen sollten.

Für die Geister hatte es sich gelohnt, auf Plan B zu setzen, und an den Weihnachtsmann zu glauben. Nur er wusste doch, dass die Geister sich neue Bewohner wünschten. Und da nur er es wissen konnte, musste es den Weihnachtsmann glauben. Nie wieder vergaßen die Geister, dass es den Weihnachtsmann gab.

Der Weihnachtsmann konnte nicht nur die Geister erfreuen, sondern auch Bernhards Cousine. Sie wünschte sich einen Nussknacker mit Schwert, weil sie dachte, dieser könnte den Mäusekönig aus dem heimischen Keller vertreiben. Bernhards Cousine bekam den Nussknacker. Sie konnte auch im Fernseher sehen, dass der Nussknacker mit dem Mäusekönig kämpfe. Der Nussknacker gewann und bekam zum Dank die Prinzessin von Bernhards Cousine und auch sie erlebten ein schönes Weihnachtsfest.

Genauso wie Eliane, die zum ersten Mal Weihnachten in Ihrer neuen Familie verbrachte. Eliane hatte bemerkt, dass ein Schneemann vor dem Haus stand, und hatte sich einen roten Schal für ihn gewünscht, den Eliane heute auch bekam. Als die das Geschenk aufmachte, und sah, dass es ein roter Schal war, lief sie sogleich hinaus zum Schneemann und hängte ihn um.

Der Schneemann war glücklich, dass er Eliane vor einigen Tagen gefunden hatte und jetzt noch mehr, da er wieder einen roten Schal um den Hals trug. Könnte es ein schönes Weihnachtsfest geben?

Hätte sich die Goldbärchis dies gefragt, sie hatten Nein gesagt. Das diesjährige Weihnachtsfest war perfekt. Um neunzehn Uhr gab es Bescherung und es wurden Nüsse um die Wette geknackt und Orangen gegessen, als gäbe es keinen Morgen. Auch für die Artgenossen im Fantasialand war es ein wunderschönes Fest, denn der grüne Goldbärchi zeigte sich nicht.

So erlebten auch sie ein wunderschönes Fest, anders als die Spieler vom gelben Rasen. Sie liebten es Grün, doch da Sie das Spiel gegen die Schneearmee verloren mussten Sie Schneekanonen vor dem Haus aufstellen und erlebten so, wie fast jedes Jahr eine weiße Weihnacht.

Diese Geschichte ist auch als Buch und eBook verfügbar.